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Einheit in Vielfalt – ein Einblick in die Arbeit der local community in Ludbreg, Kroatien

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Einheit in Vielfalt – ein Einblick in die Arbeit der local community in Ludbreg, Kroatien

Was wir tun müssen, ist einen Weg zu finden, um unsere Vielfalt zu feiern und unsere Unterschiede zu diskutieren, ohne unsere Gemeinden zu brechen. (nach Anne Frank)

An unserem Projektstandort in Ludbreg, Kroatien haben mittlerweile neun Projektwochen stattgefunden, oftmals unter dem Thema der Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Was nach den Projektwochen entstanden ist, lesen Sie hier:

Seit dem 22. Oktober 2020 finden über Zoom wöchentliche Online-Treffen zwischen Menschen mit Behinderungen und engagierten Jugendlichen ehemaliger socioMovens-Projektwochen (hier Freiwillige genannt) sowie Mitgliedern der Seelsorge-Kommission für Menschen mit Behinderungen der Diözese Varaždin nähe Ludbreg, Kroatien statt. Diese Form pastoral-katechetischer Inhalte für Menschen mit Behinderungen über Zoom wurde aufgrund der derzeitigen Lage der Coronavirus-Pandemie gewählt. Insbesondere Menschen mit Behinderungen benötigen oftmals einen erhöhten Gesundheitsschutz.

Die Online-Treffen sind insbesondere für die Menschen eine gute Gelegenheit, die aufgrund der Entfernung ihres Wohnorts oder ihrer Behinderung nicht an Live-Treffen teilnehmen können. Die Treffen finden nach folgendem Programm statt:

  • Check-In: Ganz zu Beginn stellt sich jeder Teilnehmer kurz vor und erzählt, was in der vergangenen Woche in seinem Leben passiert ist. So erweitert sich der Bekanntenkreis, die Freuden und Schwierigkeiten des Alltags werden geteilt.
  • Lieder (spirituelle Einstimmung): Anschließend werden einige Lieder ausgewählt, die gemeinsam gehört oder gesungen werden, „so bilden wir einen großen Chor in unserer Diözese Varaždin und darüber hinaus ;)“ (Anika Sačić, Koordinatorin in Kroatien)
  • Thema: In den Treffen geht es immer um ein bestimmts Thema, welches von Mitgliedern der Kommission und der socioMovens-Freiwilligen angeleitet wird. Die Themen beziehen sich auf die jeweilige Zeit des Kirchenjahres oder die Biographie eines Heiligen wird betrachtet. Seit kurzem gibt es auch das Format, dass Zeugnisse oder persönliche Geschichten zwischen den Freiwilligen und den Teilnehmern geteilt werden. Anschließend wird manchmal für bestimmte Anliegen gebetet.

Zu betonen ist, dass die Freiwilligen bei der Präsentation oder Diskussion des Themas immer auch auf Menschen mit geistiger Behinderung Rücksicht nehmen. So verwenden sie z.B. Präsentationen mit mehr Bildern, um die Bedeutung und Botschaft des Themas klar verständlich zu machen.

Neben den aktuellen Online-Treffen gab es insbesondere vor der Coronavirus-Pandemie regelmäßige analoge Treffen für zwei Stunden für Menschen mit und ohne Behinderung, die hoffentlich bald, sobald die Situation mit der Coronavirus-Pandemie dies zulässt, wieder starten können. „Vor zwei Jahren haben sich uns Menschen mit Behinderungen aus verschiedenen Teilen Kroatiens angeschlossen, und das erfüllt unsere Herzen mit großer Freude. Wir versammeln uns praktisch aus der gesamten Diözese Varaždin, ein Blinder aus Slavonski Brod schloss sich uns an, dann ein weiterer Blinder aus Split, usw. Unsere Treffen bringen Menschen mit verschiedenen Arten von Behinderungen zusammen, z.B. Menschen mit geistigen Behinderungen, mit Zerebralparese, blinde, taubblinde Menschen.“ (Anika Sačić)

Die Treffen werden regelmäßig von Jugendlichen besucht, die an den Projektwochen von socioMovens teilgenommen haben. Dadurch wächst die local community in Kroatien. Auch Leonardo Šardi, Pfarrer und Beauftragter für die Seelsorge für Menschen mit Behinderungen und ihren Familien in der Diözese, ist bei den Treffen dabei. Es konnte beobachtet werden, dass er den Begegnungen so eine besondere Dimension verleiht: „Die Teilnehmer bekommen den Eindruck, dass sich die Kirche um sie kümmert und dass die Priester diejenigen sind, die für sie da sind und für/mit ihnen sein wollen. Kürzlich sagte ein Teilnehmer, der sein ganzes Leben im Rollstuhl ist, dass er durch einen Facebook-Post auf unser Treffen aufmerksam geworden ist und sich aus reiner Neugier angeschlossen hat, weil er damals von der Kirche enttäuscht und empört gewesen sei. Er hatte nämlich den Eindruck, dass die Kirche nichts für Menschen mit Behinderung unternehme und dass sie immer irgendwo am Rande stehen, vergessen von allen. Nach dem ersten Treffen beschloß er, an jedem weiteren teilzunehmen. Nun ist er was seinen Standpunkt zur Kirche angeht glücklich und zufrieden, weil er bislang erst selten erlebt hat, dass sich jemand so sehr um ihn bemüht, obwohl keiner von uns ihn bis zum diesem Zeitpunkt gekannt hat.“ (Anika Sačić)

Bei all den Projekten und Treffen geht es auch um das Anliegen von socioMovens: Europa eine Seele geben. „Wir streben danach, Europa eine Seele zu geben, aber auch Menschen mit Behinderungen die Freude zurückzugeben, die sie durch ihre frühere Lebenserfahrung verloren haben, wo sie vielleicht das Gefühl bekommen haben, dass sie für die Gesellschaft und die Kirche unwichtig oder gar unnötig seien. Menschen mit Behinderungen schließen Freundschaften mit verschiedenen Menschen innerhalb und außerhalb Kroatiens und sprechen mit ihnen über unseren Treffen und ihre Erfahrungen. Wir können mit Recht sagen, dass wir durch die Gnade Gottes nicht müde werden, Europa eine Seele zu geben.“ (Anika Sačić)

„Freundschaft ist eines der wichtigsten Dinge in meinem Leben. Bei den Zoom-Meetings lerne ich viele interessante Leute kennen. Wir sind alle freundlich zueinander. Fast jedes Treffen beginnt mit einem musikalischen Wunsch der Teilnehmer, welchen die Organisatoren wahrnehmen und über einen Musikkanal abspielen. Hauptsächlich werden religiöse Themen angesprochen, aber auch andere Dinge, die im Leben wichtig sind. Wenn die Corona-Maßnahmen nachlassen, wollen wir uns auch im wahren Leben treffen. In den Meetings selbst fühle ich mich wohl. Meetings bedeuten generell für mich eine größere Beteiligung in der Gesellschaft, ich meine da vor allem die analogen Meetings. Am meisten gefällt mir, dass ich neue Leute treffe, mit denen ich über interessante Themen spreche.“ (Magdalena, blind)

Das Engagement junger Freiwilliger in Ludbreg kann Menschen mit Behinderungen, so zeigt es dieser Artikel, integrieren, inkludieren, glücklicher machen und es entstehen aufrichtige Freundschaften. „Und so beteiligen sich Menschen mit Behinderungen aktiv am Leben von Kirche und Gesellschaft.“ (Anika Sačić)