Nationale Jugendtreffen von socioMovens fördern europäisches Engagement
Ende August 2017 fand in Lipova, Rumänien, ein nationales Treffen mit 75 Jugendlichen statt, die in den letzten Jahren an jugendsozialen Projektwochen der Kommende Dortmund und des Vereins socioMovens e.V. teilgenommen haben. Das Treffen gehört zu einem Projekt, in Osteuropa eine jugendsoziale Bewegung zu fördern.
Talenten Raum geben
Das Wetter ist auf ihrer Seite: ein herrlicher Sommer breitet sich über dem Banat-Gebiet in West-Rumänien aus, als die 75 Jugendlichen aus verschiedenen Städten in Kleinbussen anreisen. In einem einsam gelegenen Jugendhaus in den Bergen nahe der Kleinstadt Lipova werden sie die nächsten vier Tage verbringen. Viele wissen noch nicht ganz genau, was sie erwartet. Ihre Lehrer und Priester hatten versprochen: es wird kreativ! Jeder der kann, sollte ein Instrument mitbringen. Wer keines hat, bringt einfach sich selbst und seine Talente. Nach kurzer Begrüßung ging es auch gleich los. Mitglieder der internationalen Performance Group Gen Rosso aus Italien starteten mit den Jugendlichen verschiedene kreative Workshops. Beim gemeinsamen Tanzen, Singen und Musizieren sollen die Jugendlichen spüren: Jeder hat unverwechselbare Talente – und zusammen können sie enorm viel bewegen. Die anfängliche Verunsicherung, mit allen Fähigkeiten und Talenten aktiv mit zu machen und selber gefragt zu sein, schwindet schnell. Eine ungewohnte Erfahrung für die Jugendlichen, wie etwa Luisa (18 Jahre) am Ende der Tage sagt: „Die Erfahrung, sich mit ganzem Herzen und ganzer Seele in etwas einbringen zu dürfen, war ganz neu für mich. Zusammen etwas auf die Beine zu stellen, wo jeder mitmachen kann: So sollte das ganze Leben sein!“
Jugendliche stellen sich der sozialen Frage in ihrer Stadt
Die Jugendlichen aus verschiedenen Städten haben in den letzten Jahren alle an einer der jugendsozialen Projektwochen teilgenommen, die gemeinsam von der Kommende Dortmund und socioMovens e.V. angeboten wurden. Bislang haben 500 Jugendliche seit 2013 an den 25 Projektwochen in osteuropäischen Ländern teilgenommen In diesen Projektwochen lernen die jungen Menschen, die soziale Situation in ihrer jeweiligen Heimatstadt sensibel wahrzunehmen. Sie erarbeiten sich soziales und politisches Wissen, führen Gespräche mit Vertretern der Zivilgesellschaft. Und vor allem: Sie treffen Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen, reden mit ihnen über ihre Situation.
Das Angebot der Projektwochen stützt sich auf drei Säulen: Die Jugendlichen erleben Gemeinschaft, engagieren sich sozial und bekommen die Möglichkeit, ihre Erlebnisse in der spirituellen Begleitung zu reflektieren. Insbesondere die Begegnung mit armen Menschen und die spirituellen Elemente bewegen die Jugendlichen sehr. Sie motivieren, selber aktiv zu werden. Und sie lösen die Hoffnung aus, selbst auch etwas bewegen zu können. So sagt Andreea, die schon bei mehreren Projekten im Team mitgearbeitet hat: „Bei den Projekten von socioMovens spürt man einfach, dass die Werte, die vermittelt werden sollen, nicht nur auf dem Papier existieren sondern wirklich gelebt werden. Das ist ein Spirit, wie ich ihn noch nie vorher bei Jugendprojekten erlebt habe!“
Die Projektwochen stehen unter dem Motto „Giving Europe a Soul“. Europa seine Seele (wieder-)zugeben bedeutet für die Jugendlichen: Ihre eigenen Fähigkeiten zum Wohle aller einzubringen, sich stark zu machen für die Schwächsten der Gesellschaft und dem auf den Grund zu gehen, was auch über Länder- und Kulturgrenzen hinweg Europa verbindet. Auf diese Weise wollen sie das soziale Leben in ihre Heimatstädte wie Breslau, Szeged, Temeswar, Posen oder das kroatische Ludbreg, mit gestalten. Den meisten Jugendlichen ist dabei die sich ausbreitende Europa-Skepsis in ihren Ländern sehr bewusst. Dagegen wollen sie Hoffnungszeichen für eine lebenswerte, europäische Bürgergesellschaft setzen.
Jugendliche in Szeged. Foto: SocioMovens.
Jugendliche in Szeged. Foto: SocioMovens.
Jugendliche in Szeged. Foto: SocioMovens.
GenRosso in Lipova. Foto: SocioMovens.
Nationale Jugendtreffen zur gegenseitigen Vernetzung
Wieviel Begeisterung der Einsatz für sozial Benachteiligte und für eine lebenswerte Gesellschaft hervorrufen kann zeigt die Dynamik, die sich in den letzten Jahren aus den einzelnen Projekten entwickelt hat. An einigen Orten haben sich feste Jugendgruppen gebildet, die die Erfahrung der Projektwochen in ihren Alltag hineintragen wollen. Sie haben sich Orte und Menschen gesucht, wo sie gebraucht werden und für die sie sich einsetzen können. In anderen Städten sind bereits Ansätze ähnlicher Entwicklungen zu erkennen. Um die Jugendlichen auf diesem Weg zu bestärken und um die Gruppen aus verschiedenen Städten zu vernetzen, führt die Kommende Dortmund zusammen mit dem Verein socioMovens im Sommer und Herbst 2017 Jugendtreffen auf nationaler Ebene in Ungarn, Rumänien, Polen und der Slowakei durch. Sie werden dabei von Evonik Industries und der Kommende-Stiftung beneVolens unterstützt. Für nächstes Jahr ist ein europäisches Treffen geplant. Attila, der ebenfalls schon in mehreren Projekten mitgearbeitet hat, ist sich schon sicher: „Zusammen werden wir wirklich Europa helfen, seine Seele zu finden!“
Während der Jugendtreffen erarbeiten die Jugendlichen künstlerische Darbietungen, die sie am letzten Abend in einer Show auf die Bühne bringen. Als am Abend des 30. August 2017 die Lichter auf der Bühne des städtischen Kulturzentrums in Lipova angingen und die Jugendlichen den Song „Don’t stop loving, don’t stop giving!“ (dt. Hör nie auf zu lieben, hör nie auf zu geben!“) sangen, erfasste die Begeisterung schnell die zahlreichen Zuschauer. Die Botschaft kam an: nicht auf den eigenen Vorteil zu schielen, sondern zusammen dem Gemeinwohl zu dienen. Die Dynamik dieses jugendsozialen Netzwerkes im östlichen Europa wird sicherlich weitere Kreise ziehen. Denn wie Andreea betonte: „Der Enthusiasmus der Jugendlichen kennt keine Grenzen!“.
Jakob Ohm
Die Jugendsozialen Projektwochen der Kommende Dortmund und von SocioMovens werden unterstützt von Evonik.