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socioMovens Kroatien: Die Motivation in sich wecken!

Am Samstag, den 10. September 2022 organisierte socioMovens und das Komitee für die Seelsorge für Menschen mit Behinderungen und ihre Familien der Diözese Varaždin ein Treffen von Freiwilligen mit dem Ziel, Freiwillige für die Arbeit mit sozial sensiblen Gruppen der Gesellschaft, wie z. B., Personen mit Behinderungen, die in verschiedenen Einrichtungen und Vereinen angesiedelt sind, weiterzubilden. Fünfzehn Freiwilligen haben teilgenommen. Ein Bericht von Krunoslav Šardi

Im einleitenden Teil des Treffens stellte die fachkundige Mitarbeiterin des Komitees, Frau Anika Sačić, den Teilnehmenden die Ziele und Aufgaben der Projektwochen vor, die seit 2015 auf dem Gebiet der Diözese Varaždin durchgeführt werden.

Begonnen hat alles mit der Zusammenarbeit mit dem Sozialinstitut Kommende Dortmund des Erzbistums Paderborn, wo der internationale Verein, heute die Stiftung „socioMovens. Giving Europe a Soul“ seinen Hauptsitz hat. Durch die Präsentation von socioMovens als Wiege von heutigen Freiwilligen hatten junge Menschen die Möglichkeit, sich über Methoden und Arbeit der genannten Stiftung und die Zusammenarbeit mit unserem Komitee zu informieren.

Ziel der Projektwochen in unserer Diözese ist es, junge Menschen für Menschen mit Behinderungen zu sensibilisieren, deshalb besucht in diesen wenigen Tagen, eine Gruppe junger Menschen, geleitet zum Beispiel unter dem Motto des Tages „Do your best!“, verschiedene Organisationen, wo Menschen mit Behinderungen ihren Alltag verbringen. Auf diese Weise lernen junge Menschen die Chancen, Herausforderungen und Talente dieser Menschen zu kennen. Bis zu diesem Jahr wurden die Projektwochen in unsere Diözese in Zusammenarbeit mit dem Zweiten Gymnasium aus Varaždin durchgeführt, während in diesem Jahr erstmals die Schüler außer der Zweiten Gymnasium, auch die Schülern des Čakovec-Gymnasiums und des Erzbischöflichen Klassischen Gymnasiums in Zagreb beteiligt waren.

Die größten Früchte dieser Projekte sind der Abbau von Barrieren zwischen Menschen mit Behinderungen und jungen Freiwilligen durch selbstloses Geben und gegenseitiges Nehmen und die Tatsache, dass wir in Gottes Augen alle gleich sind. Damit wir als Einzelne dieses Ziel anstreben können, ist es wichtig, dass wir wissen, wie wir die Motivation in uns selbst wecken können. Zentraler Bestandteil des Treffens war deshalb das Thema „Die Motivation in sich selbst wecken“. Frau Ivana Peček, Mitglied der Kommission, hielt vor den Freiwilligen eine professionelle Präsentation zu diesem Thema.

Durch die Motivation durch Naturfotografien ermutigte Frau Peček die Teilnehmenden, sich besser kennenzulernen. So haben wir zum Beispiel von einem Teilnehmenden gehört, der sich ein Bild von einem Sonnenuntergang ausgesucht hat, dass die Ruhe des Tages ihn dazu anregt, darüber nachzudenken, was er gut gemacht hat, ihn aber auch dazu motiviert, am neuen Tag noch etwas besser zu machen. In der Fortsetzung ihrer Präsentation zeigte uns die Moderatorin ein Blatt Papier mit einem Kreis, um uns zu ermutigen, dass wir uns nicht nur auf diesen Kreis konzentrieren, sondern auch viel weiter und weiter im Leben schauen sollten.

Das würde zum Beispiel, folgendes bedeuten: wenn wir einen Menschen mit Behinderung sehen, sollten wir nicht nur auf sein Äußeres schauen, sondern wir sollten in die Seele eines solchen Menschen schauen, um ihn besser kennenzulernen. Ähnlich verhält es sich mit der Liebe. Wir sollten es auch nicht nur äußerlich betrachten, sondern als etwas viel Tieferes – einen Menschen, der nach dem Bild Gottes geschaffen wurde. Genau so wurde jeder von uns erschaffen. Wir sind alle so geschaffen, wie unser Vater uns vorgesehen hat. Wir haben unseren eigenen Geist und Körper. Aufgaben, die wir erst erkennen müssen, um sie dann hier und jetzt zu lösen.

Es ist wichtig, dass sich jeder von uns bewusst ist, dass wir zuerst von Gott geschaffen wurden. Es ist auch wahr, dass wir durch die Liebe unserer Eltern, unserer Familie, erschaffen wurden. Dies bedeutet jedoch nicht, ein „Sklave“ der Umstände und Herkunft zu sein, in dem wir leben, sondern es zu wagen und all unsere Talente in etwas Gutes zu investieren, das uns und diejenigen, denen wir dienen, handeln kann. Nur so bekommt jede unserer Situationen ihren Sinn. Weil es ist wichtig zu wissen, „warum“ wir etwas tun, damit wir Antworten auf das „Wie“ man etwas tut, bekommen können.

Auf den theoretischen Teil folgte der kreative Teil des Treffens, bei dem Freiwillige dekorative Armbänder herstellten. In der kommenden Zeit werden wir sie als Souvenirs bei der Durchführung von Aktivitäten in Vereinen oder Institutionen verschenken. Der kreative Teil wurde von den Freiwilligen Marta Cesar und Dora Pokos mit Hilfe von Patricija Hrastić geleitet.

Wir freuen uns auch über internationalen Aktivitäten von Stiftung „socioMovens. Europa eine Seele geben”, von denen wir bei dem letzten Treffen in Krakau, Polen, teilgenommen haben, das Ende Juli dieses Jahres stattfand und bei dem sich alle drei Jahre junge Menschen aus Mittel- und Osteuropa versammeln.

Jugendliche würden auch ermutigt, sich der Gemeinschaft von Menschen mit Behinderungen “Bartimej” anzuschließen, die sich jeden Donnerstag in Varaždin trifft, oder je nach ihren Möglichkeiten eine andere Form der Freiwilligenarbeit anzuschließen. Außerdem wurde ihnen eine kurze Bewertung angeboten, nach deren Analyse die Wünsche und Möglichkeiten für weitere Aktivitäten für Freiwillige klarer sind. Ganz am Ende des Treffens sahen sich die Teilnehmer ein Motivationsvideo von Nick Vujićić an, einem Mann, der ohne Gliedmaßen geboren wurde, mit dem Titel „Hinterlasse eine Spur“.

 

 

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socioMovens Kroatien: Das Leben von Menschen mit Einschränkungen

Achtzehn Jugendliche haben von 27. Juni bis 1. Juli 2022 an der jährlichen Jugendprojektwoche in Ludbreg teilgenommen. Das Thema war die „Sensibilisierung von Jugendlichen für Menschen mit Behinderungen.“ Ein Bericht von Anika Sačić

Es ist heiß. Der Schweiß läuft uns von der Stirn. Wir trinken viel. Nein wir treiben kein Sport, es geht um unsere Projektwoche. Genau in den Tagen der Projektwoche trifft Kroatien mal wieder eine große Hitzewelle, jeden Tag sind es mindestens 30 Grad. Jedoch, wir geben nicht auf, jeder Tag ist ein neues Abenteuer. Am ersten Tag haben wir uns erstmal theoretisch dem Thema angenähert. Von Prof. Ivana, einer Sonderpädagogin, die in einem Zentrum für Kinder mit Entwicklungsstörungen arbeitet, hörten wir einen Vortrag und hatten die Gelegenheit uns über die Besonderheiten jeder Behinderung zu informieren.

An den folgenden Tagen sind wir in verschiedene Verbände und Zentren für Kinder mit Entwicklungsstörungen und für Erwachsene mit Behinderungen gegangen.  Als Koordinatorin habe ich die Jugendlichen vom ersten Tag an als sehr offen und spontan erlebt, die ein echtes Interesse am Leben und dem Alltag des Gegenübers hatten. Es war sehr interessant, die Gruppendynamik zu beobachten, waren doch erstmals Schülerinnen und Schüler von drei verschiedenen Schulen dabei, die sich vorher noch gar nicht kannten. Sie kamen vom Erzbischöfliches Gymnasium aus Zagreb, vom Gymnasium aus Varaždin und einer Mittelschule aus Čakovec.

Die Jugendlichen waren am meisten von der Kommunikation mit taubblinden Menschen und ihrer Lebensweise beeindruckt. In Đurđevac besuchten wir den Verein der Eltern von Kindern und Menschen mit Behinderungen. Die Jugendlichen erhielten die Aufgabe, ein behindertengerechtes Büro zu entwerfen. Dabei waren sie echt sehr kreativ.  Auch im Gornja Bistra, einem Spezialkrankenhaus für chronische Kinderkrankheiten, haben sie sich sehr sorgfältig um die ihnen zugeteilten Kindern gekümmert. Am Ende haben sich manche von Jugendlichen, mit den Verantwortlichen für Freiwillige in Verbindung gesetzt und versprochen in 2 Tagen zu kommen und sich freiwillig zu melden, um sich um die Kinder zu kümmern und ihnen ihre Zeit und Liebe zu schenken.

Am Ende, waren alle tief bewegt von der ganzen Projektwoche. Hier sind nur ein paar ihre Eindrücke.

“Ich habe nie über die Leute mit Behinderungen nachgedacht. Nach diese Woche bin ich wirklich dankbar für alles was ich habe und ich werde mich mehr engagieren.”

“Ich denke, dass wir ganz viel von diese Leuten lernen können, sie sind mit Kleinigkeiten zufrieden. Besonders haben mich die Fähigkeiten taubblinder Menschen fasziniert.

“Jeder Tag war was besonderes. Mir wurde klar, dass wir von den Menschen lernen sollten, die wir getroffen haben, weil sie so wenig brauchen und trotzdem glücklich sind.”

Gerahmt wurde unser Tag von einem Morgenimpuls und Motto für den Tag sowie einer Reflexion am Abend durch Luis Felipe von der Facenda da Esperanca und der Feier der Heiligen Messe, die vom Beauftragten für Menschen mit Behinderungen und ihren Familien der Diözese Varaždin gefeiert wurde.

Für uns alle war es eine sehr lehrreiche und gesegnete Woche: Wir haben erkannt, dass wir mit unseren Talenten und unserem Dienen in Liebe Europa wirklich eine Seele geben können!

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„Wir wählen den Frieden“ Internationales Jugendtreffen in Krakau und Gründung der Stiftung „socioMovens. Giving Europa a Soul“

90 Ehemalige der socioMovens-Projektwochen aus Mittel- und Osteuropa treffen sich eine Woche lang in der Nähe von Krakau. Unter dem Motto „Compact for Europa – united with Ukraine“ beschäftigen sich die Jugendlichen vor allem mit dem Krieg im Nachbarland Ukraine. Durch Austausch, Gesang und Tanz formen sie nach und nach eine Gemeinschaft – über Sprachbarrieren hinweg. Den Abschluss des Treffens bildet die Gründung von „socioMovens. Giving Europe a Soul“ als Jugendbewegung.

Es ist schon dunkel geworden auf dem Gelände des Internats „Liceum Ogólnokształcące im. Josephine Gebert“ in der einsamen Ortschaft Piekary, nahe Krakau. Die Schüler:innen haben Sommerferien. Um diese Jahreszeit ist normalerweise kein Laut zu hören außer dem Gesang der Schwalben und der Schritte der Hausmeisterin bei ihrem abendlichen Rundgang über das Gelände. Doch in dieser Nacht im Juli ist alles anders: Aus der Aula klingt laute Musik, Scheinwerfer werfen Licht durch die Fenster. Der Saal ist gefüllt mit Jugendlichen. Sie jubeln laut, werfen ihre Hände in die Luft, springen im Saal auf und ab. Es ist schon die zweite Zugabe und doch sind sie voller Energie. Ihre Augen leuchten. Sie singen einstimmig mit der Band auf der Bühne: „We choose peace“ – Wir wählen den Frieden.

We’re gonna / Rise up, rise up / We’re a million different colors dancing to the beat
Rise up, rise up 7 / We’re a million voices singing as one: /
We choose peace!

Das Konzert der International Performing Arts Group Gen Verde mit Jugendlichen aus verschiedenen Ländern bildet den Höhepunkt eines internationalen Jugendtreffens, organisiert von der Kommende Dortmund und ihrer Stiftung „socioMovens. Giving Europa a Soul“. Vom 25. bis zum 30. Juli 2022 treffen sich 90 Jugendliche aus Ungarn, Rumänien, Kasachstan, Polen, Deutschland, Kroatien, Ukraine und Slowakei in der Nähe von Krakau (Polen). Sie sind Ehemalige der jugendsozialen Projektwochen in ihren Ländern, in denen neben Gemeinschaft und Spiritualität der Einsatz für Menschen am Rand der Gesellschaft im Mittelpunkt steht. Bisher haben insgesamt 55 Projektwochen stattgefunden und es konnten über 900 Jugendliche aus acht Ländern erreicht werden. Die alle paar Jahre stattfindende internationale Begegnung soll der Vernetzung dienen. Das diesjährige Treffen mit dem Titel „Compact for Europe 2022 – united with Ukraine“ stellt thematisch den Krieg in der Ukraine und die Situation der Geflüchteten in den Mittelpunkt. Vertreter der Fazenda da Esperança, der Campus-Weggemeinschaft und der Konrad-Adenauer-Stiftung sind mit vor Ort. 2015 und 2018 fanden bereits zwei internationale Jugendtreffen mit insgesamt 300 Teilnehmer:innen in Berlin und Budapest statt.

Krieg in der Ukraine als Thema des Treffens

Piekary liegt in der Nähe von Krakau am Ufer der Weichsel und ist eine Ortschaft mit anderthalbtausend Einwohnern. Zwischen Wäldern und Wiesen thront am Flussufer auf einem Kalksteinfelsen die tausend Jahre alte Benediktinerabtei Tyniec. Die Stadt Oświęcim, wo im Zweiten Weltkrieg im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz Millionen Menschen ermordet wurden, ist nur eine Stunde Autofahrt entfernt. Eine halbe Stunde in die andere Richtung liegt Krakau, das Wissenschafts-, Kunst- und Kulturzentrum. Piekary ist ein Ort inmitten von Kontrasten.

Kontraste prägen auch das Treffen: Am Abend Jubel und Party in der Aula. Am Morgen des gleichen Tages Bestürzung und Tränen in der Kirche: Olga Sikyrynska aus der Ukraine, Projektwochenleiterin für socioMovens, steht am Amboss und blickt in betroffene Gesichter in den Kirchenbänken. Sie ist nervös, denn zum ersten Mal berichtet sie von der Situation des Krieges in ihrem Heimatland. Zwei Tage zuvor hat sie noch einen Medikamente-Transport in den Donbas begleitet. Sie ist 23 Jahre alt und doch ihren Augen sieht man an, dass sie in den vergangenen Monaten zu viel gesehen haben. „Sie haben eine ganze Generation von Ukrainern zerstört“, sagt sie. „Auch, wenn wir den Krieg gewinnen, wird eine ganze Generation kaputt sein. Ich werde mein Leben nie mehr so leben können wie ich es gewohnt war.“

Eine Gemeinschaft entsteht

Neben der Beschäftigung mit der belastenden Situation in der Ukraine, gibt es aber auch eine wachsende Leichtigkeit der Teilnehmer:innen untereinander im Lauf der Woche; man mag von kleinen Wundern sprechen: Teenager tanzen zusammen Volkstänze, ohne dass jemand es peinlich findet. In den Workshops mit Gen Verde üben sie in den Tagen vor dem Konzert Schauspiel, Gesang, Tanz und Trommeln und stehen drei Tage später auf der Bühne. Einige blühen dadurch regelrecht auf – wie die Gruppe aus Kasachstan: Während sich am Anfang nur eine Teilnehmerin traut, Englisch zu sprechen, haben am Ende der Woche fast alle Kontakte zu den Jugendlichen der anderen Nationen geknüpft – über Sprachbarrieren hinweg.

Priesteramtskandidat Mateusz Marchlewski aus Polen sagt zu Beginn der Woche: „Wir genießen die Gemeinschaft mit allen, die wir hier treffen. Wir hoffen, dass wir uns untereinander besser kennenlernen und gemeinsam großartiges vollbringen werden.“ Durch Begegnungen, Gespräche, gemeinsames Singen, Tanzen und Feiern entsteht eine Gemeinschaft zwischen den Jugendlichen. Auch das Sightseeing kommt nicht zu kurz, auch wenn sich Krakau nur von seiner verregneten Seite zeigt. „Es war wunderbar mit den Jugendlichen der anderen Nationen zu sprechen – über die Ukraine, den Krieg dort und die Frage, wie wir helfen können“, sagt Borbála Nagy aus Ungarn. „Es ist wirklich gut, dass wir ähnliche Ansichten haben und einander verstehen.“

Vor dem Konzert am Freitagabend steht zunächst die Gründung von socioMovens als Jugendbewegung an: Die einzelnen Ländergruppen stellen sich nacheinander vor und bekommen anschließend von Prälat Dr. Peter Klasvogt, Direktor der Kommende Dortmund, ihre Mitgliedsausweise überreicht – ein Symbol der Verbundenheit über das Treffen hinaus. Als Festredner spricht der ehemalige Abgeordnete des Europaparlaments Elmar Brok zum Thema „Vermächtnis und Auftrag: Die Vision von Jacques Delors: ‚Europa eine Seele geben‘“ und gibt damit der Bewegung eine sozialethische Grundlage. „Europa eine Seele geben“ ist das Motto der Jugendbewegung. „Diese eine Seele Europas“, sagt Teilnehmer Ayoub Abbou am Ende der Woche, „diese eine Seele kann man hier förmlich spüren“.